Folge 2 und 3:
Natural Feed Podcast
Unser herzliches Hallo an euch!
In dieser Podcast Folge erhaltet ihr alle Informationen rund um die richtige Heuqualität und das Grundwissen.
Thema: Grundwissen zur Heufütterung
Im ersten Teil des Themas „Heufütterung“ haben wir über Heuqualität und Arten von Grünfutter gesprochen. Heute erklären wir, was es mit dem Raufutter überhaupt auf sich hat. Diese Zusammenhänge sind das A und O – wenn ihr die verstanden habt und immer wieder die Fütterung daraufhin überprüft, könnt ihr viel für die Gesundheit eures Pferdes tun!
Heu richtig zu füttern ist – ehrlich gesagt – schwierig!
Die Kunst besteht darin, Pferde über einen möglichst langen Zeitraum mit genau der Menge Heu zu versorgen, die ihnen guttut. Der Tag hat immer 24 Stunden, der individuelle Bedarf und die Energiedichte des Raufutters ist aber höchst verschieden…
Beginnen wir mit den Grundlagen und arbeiten uns gemeinsam vor zur Frage, ob Pferde rund um die Uhr Zugang zum Heu brauchen…
Welche Funktionen erfüllt Heu eigentlich?
Der Überbegriff „Raufutter“ ist euch bestimmt bekannt. Dazu gehört Heu, Gras, Heulage und Stroh. Das Heu dürfte den größten Teil des Raufutters ausmachen, weil es Sommer wie Winter in allen Fütterungs- und Haltungsformen als Pferdefutter dient.
Habt ihr euch schon mal gefragt, welche Funktionen Heu im Körper eures Pferdes übernimmt? Vielleicht ist es selbstverständlich für euch. Vielleicht ist euch aber gar nicht bewusst, wie viele verschiedene Aufgaben Raufutter hat:
- Zahngesundheit: Ausreichende Mengen an Rohfaser sorgen für den nötigen Abrieb gesunder Zähne.
- Sättigung: Sie erfolgt nicht allein über die Magenfüllung, sondern auch über die Anzahl der Kauschläge, die das Pferd macht. Die Kaubewegungen werden vom Zwischenhirn registriert. Dies meldet erst bei ca. 35000 über den Tag verteilten Kauschlägen „satt“. Strukturreiches Futter – also Raufutter – sorgt für viele Kauschläge und damit für das Sättigungsgefühl beim Pferd.
- Pufferfunktion: Durch langes und gründliches Kauen wird mehr Speichel produziert. Gut eingespeichelt wirkt der Nahrungsbrei im Magen als Säurepuffer. Er schützt die Schleimhaut im Magen vor säurebedingten Schäden und trägt maßgeblich zu einer intakten Verdauung bei.
- Darmflora: Der Speisebrei regt die Darmtätigkeit an und sorgt für die Aktivität der Bakterien im Dickdarm. Raufutter ist unerlässlich für die richtige Balance der Darmflora.
- Nährstoffe: Hochwertiges Raufutter liefert Pferden einen Teil der benötigten Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Der Nährstoffbedarf des Pferdes ist individuell über Mineralfutter zu decken.
- Beschäftigung und Entspannung: Die Kautätigkeit entspannt Pferde und sorgt zugleich für Beschäftigung. Beides trägt zur mentalen Gesundheit bei und beugt Verhaltensauffälligkeiten wie Weben, Koppen und Aggressionen in der Herde vor.
Ihr seht also, Heu ist nicht nur ein Sattmacher für Pferde! Dabei wird auch klar, warum man eine zu geringe Heuration nicht einfach mit Kraftfutter ausgleichen kann. Ganz im Gegenteil: Kraftfutter belastet den Verdauungstrakt des Pferdes, wenn nicht genügend Heu gefüttert wird.
Das natürliche Fressverhalten
Wir versuchen, die natürliche Ernährung des Pferdes so gut wie möglich nachzuahmen. Das Verdauungssystem des Pferdes ist schließlich darauf ausgelegt, und wir wollen unsere Pferde so lange wie möglich gesund erhalten.
Raufutter verfügt über einen Anteil von mindestens 18 % Rohfaser. Es entspricht am ehesten dem, was Pferde in freier Wildbahn hauptsächlich zu sich nehmen. Auf der Futtersuche ständig in Bewegung legen Pferde in der Natur ca. 20 Kilometer pro Tag zurück. Auf dieser Strecke finden sie faserreiche Gräser und Kräuter, die verhältnismäßig wenig Energie liefern. Deshalb können Pferde dort den größten Teil der Zeit mit Fressen verbringen. Der ganze Organismus ist auf dauerhaftes Fressen (in der Natur eher Zupfen und Abrupfen) relativ karger Nahrung abgestimmt. Die Bezeichnung „Dauerfresser“ habt ihr in diesem Zusammenhang sicher schon gehört.
Wer jetzt denkt, es sei daher artgerecht, Pferde grundsätzlich ganztags vor der vollen Heuraufe zu parken, lässt wichtige Faktoren außer Acht:
Unsere Pferde müssen ihr Futter nicht kilometerweit suchen, und sie verbringen selbst harte Winter bei gleichbleibender Energiezufuhr in geschützten Ställen. Zudem unterscheidet sich Heu in Zusammensetzung und Energiedichte deutlich von Steppengras.
Heu ad libitum
Lange Fresspausen von über 6 Stunden können bei Pferden zu Aggressionen, Stress und Magengeschwüren führen. Heu unbegrenzt – also ad libitum – zur Verfügung zu stellen, ist ein relativ neuer Fütterungstrend. Auf kurze Sicht beugt man damit einigen Schwierigkeiten vor. Langfristig eignet sich diese Fütterungsweise aber nur bedingt, um Pferde gesund zu erhalten. Sie funktioniert nur bei optimaler Zusammenstellung der Herde. Leider wird die Bedeutung ausreichender Futterplätze und stressfreien Fressens von Stallbetreibern oft unterschätzt. Harmoniert die Herde und ermöglicht die Rangordnung jedem Tier den Zugang zur Raufe, eignet sich die Fütterung mit Heu „ad libitum“:
- Bei speziell auf sehr viel Bewegung ausgerichteten Offenstallkonzepten
- Bei Pferden im Leistungssport mit ausreichender Aktivität
- In Verbindung mit einer Regulierung der Fressmenge (Heunetze, Gitter, Futterautomaten)
- Um Gastritis und Magengeschwüren bei empfindlichen oder vorgeschädigten Pferden entgegenzuwirken und vorzubeugen
- Bei schwerfuttrigen Pferden, die in Ruhe einen höheren Energieverbrauch haben und nur schwer zunehmen.
Weniger ist mehr
Leichtfuttrige Pferde sind Pferde, die mit wenig Futter ihren Erhaltungsbedarf decken. Sie bekommen schnell Übergewicht und für sie eignet sich eine 24 Stunden Fütterung nicht. Auch bereits übergewichtige Tiere bekommen massive gesundheitliche Probleme damit. Das zu hohe Körpergewicht belastet den Stoffwechsel und die Gelenke. Mögliche Folgen sind Erkrankungen wie das Equine Metabolische Syndrom (bekannt als EMS), Hufrehe, Cushing-Syndrom oder Arthrose.
Hier stellen längere Fütterungspausen das geringere Übel gegenüber einer Überfütterung dar.
Beobachten und Abwägen
Je nach Rasse, Arbeitspensum, Haltungsform und Stoffwechselaktivität ist der Bedarf an Grundfutter sehr individuell. Am besten gelingt eine artgerechte Fütterung nach Abwägung: Denn nur selten lässt sich das Füttern kleiner Mengen über den Tag verteilt realisieren.
Unser Tipp dazu: Beobachtet euer Pferd genau, behaltet seine gesundheitlichen Schwachpunkte im Blick und lotet einen Mittelweg aus, mit dem euer Pferd gut zurechtkommt. Im Zweifelsfall gilt: Den schwerwiegenderen Schaden vermeiden!
Manchmal hilft auch weniger energiereiches Futter, um eine passende Lösung zu finden.
Mit Stroh ergänzen oder ersetzen
Mit hochwertigem Futterstroh kann die Heumahlzeit bei Bedarf ergänzt werden, um Pferde länger zu beschäftigen. Damit lassen sich auch die Zeiten zwischen den Heufütterungen gut überbrücken, um aufkommende Unruhe oder Stress abzupuffern.
Hafer- oder Weizenstroh eignet sich zum Zufüttern sehr gut und kann durchaus bis zu einem Drittel der Heuration ersetzen. Dies bietet sich an, wenn gutes Pferdeheu knapp und teuer ist, oder zur Gewichtskontrolle.
Bei leichtfuttrigen oder stoffwechselkranken Pferden (Cushing, EMS) leistet Stroh wertvolle Dienste. Wichtig ist auch hier die hohe Qualität: Futterstroh hat eine goldgelbe Farbe, einen angenehmen, typischen Geruch und ist hygienisch einwandfrei.
Staubiges und verunreinigtes Stroh ist minderwertig. Riecht es muffig und weist gräuliche oder rötliche Flecken auf, heißt das: Finger weg davon! Es taugt auch keinesfalls als Einstreu und hat im Pferdestall nichts verloren.
Wenn ihr einen Teil des Grundfutters mit Stroh ersetzen oder regelmäßig Stroh bereitstellen wollt, müsst ihr darauf achten, dass die Pferde sich viel bewegen können und immer Zugang zum Wasser haben. Die Gefahr von Verstopfungskoliken ist sonst erhöht! Auch bei älteren Pferden mit Zahnproblemen kann eine unzureichende Zerkleinerung des rohfaserreichen Strohs problematisch sein. Deshalb gilt bei jeder Futterumstellung: Beobachtet euer Pferd!
Wir hoffen, wir konnten einige eurer Fragen zur Heufütterung beantworten. Das war natürlich noch nicht alles, was es darüber zu wissen gibt: In einem Special-Podcast mit dem zweiten Teil zum Thema erfahrt ihr bald mehr über Fresszeiten, Heunetze und Fütterungsweise.
Wir hoffen, unser Podcast hat euch Spaß gemacht und laden euch herzlich ein, beim nächsten Mal zum Thema „Kraftfutter“ wieder dabei zu sein.
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit, bis bald, eure Inropharm
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